Findet ihr das nicht total entmutigend?
Ich habe mich in diesem Zusammenhang auch noch einmal an meine Schulzeit erinnert.
Im Frühjahr 1996, ich war 6 Jahre alt, trennten sich meine Eltern. Zum 15.04.1996 musste ich nach den Osterferien während des ersten Schuljahres die Schule wechseln. (Warum ich das Datum noch weiß? Meine Cousine wurde an diesem Tag geboren. :))
Damals war es noch sehr selten, dass Eltern getrennt waren. Ich war in unserer Klasse das einzige Mädchen, dessen Eltern getrennt waren.
In den Jahren nach der Trennung lief nicht immer alles rund und wir zogen insgesamt, bis zu meinem Auszug mit 19, 11!!! Mal um.
Meine Muttter fing irgendwann an, wieder in Vollzeit zu arbeiten. Wir gingen damals in einen privaten Kinderhort - Betreuungszeit bis 17 Uhr. Damals auch absolut selten, dass Kinder über die Mittagsbetreuung in der Schule hinaus betreut wurden.
Wir lebten gut, hatten genug zu essen und sicher keine schlechte Kindheit. Urlaube waren selten, haben mir aber rückwirkend auch nicht gefehlt.
Die Grundschule konnte ich nach dem Wechsel in der ersten Klasse durchgehend an einem Ort absolvieren. In der vierten Klasse stand dann der Wechsel auf die weiterführende Schule an. Damals waren Empfehlungen noch absolut verbindlich.
Ich gehörte zu den besten Schüler*innen der Klasse.
Schließlich stand der Elternsprechtag an. Ich ging gemeinsam mit meiner Mutter dort hin und was uns dann widerfuhr, ist rückblickend betrachtet eine absolute Frechheit gewesen.
Mein damaliger Grundschullehrer sagte meiner Mutter und mir, dass er mir keine Empfehlung für das Gymnasium ausstellen würde. Er müsse auf ein Gleichgewicht innerhalb der Klasse achten und den Platz auf dem Gymnasium würde er lieber einem Kind geben, welches später auch die Chance hat, studieren zu gehen. Bei mir schiene dies aufgrund der Familienverhältnisse nicht realistisch.
Meine Mutter erklärte ihm dann, dass die Möglichkeiten eines Studiums nicht alleine vom Elternhaus abhängen.
Nach einiger Diskussion gab er dann schließlich doch nach und gab mir die Empfehlung für das Gymnasium.
Ich durchlief meine Laufbahn dort ohne Ehrenrunde und da ich leider damals sehr still war, hat sich das Gymnasium als goldrichtig herausgestellt. Ich hatte direkt die Qualifikation für die Oberstufe und konnte mein Abitur machen und anschließend studieren.
Wie ich zu meinem Jurastudium gekommen bin erzähle ich euch demnächst, denn auch das ist eine spannende Geschichte.
Ich möchte einfach allen Mut machen: Kämpft für das, was ihr wollt! Und wenn jemand einen Stein wirft, sammelt ihn ein und baut ein Hochhaus oder hüpft einfach rüber. Ihr schafft das.
Meine Eltern sind keine Akademiker. Noch dazu haben Sie sich zu einer Zeit getrennt, in der Trennungen noch eher die Ausnahme als gefühlt die Regel waren. Ich Ich bin quasi die Ausnahme für die oben wiedergegebenen Studien. Aber wie sagt man so schön: Keine Regel ohne Ausnahme.
Macht was aus eurem Leben!
Eure Alisia